12 Nächte voller Magie, Räuchertraditionen und Brauchtum "zwischen den Jahren". Über die Bedeutung und Rituale zu den Rauhnächten.
Ursprung: Rauhnächte oder Raunächte?
Es existieren zwei Schreibweisen: Rauhnächte und Raunächte. Beide sind geläufig, doch ich schreibe lieber Rauhnächte (mit h) und zwar wegen des Ursprungs des Wortes.
Das Rauh in Rauhnächte kommt ursprünglich vom mittelhochdeutschen rûch, was haarig bedeutet. Das bezieht sich auf die haarigen, zotteligen Dämonen und Perchten, die in den 12 Rauhnächten angeblich unterwegs sind.
Denn die Rauhnächte fallen auf die Zeit zwischen den Jahren. Und in den 12 heiligen Nächten rund um Weihnachten und den Jahreswechsel soll die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits verschwimmen.
Weitere Namen für die Rauhnächte sind Zwölfnächte und Losnächte (von losen = vorhersagen).
Zwischen den Jahren: Wann genau finden die Rauhnächte statt?
Warum fallen die Raunnächte auf die Zeit "zwischen den Jahren"? Die Erklärung dafür liegt im Mondzyklus, genau genommen im germanischen Mondkalender:
Nach diesem besteht das Mondjahr aus 12 Mondzyklen, die rund 28 Tage lang sind. Das Mondjahr hat somit 354 Tage.
Nach dem Sonnenkalender hat das Jahr 365 Tage. Die Diskrepanz zwischen Mondjahr und Sonnenjahr beträgt demnach 11 Tage. Es "fehlen" also 12 Nächte. Das sind die Rauhnächte.
Sie liegen zwischen 24.12. und 6.1. Sie wurden auch Freinächte genannt.
Und weil diese Nächte eben "zwischen" diesen zwei Jahren liegen, soll in dieser Zeit der Schleier zur anderen Welt besonders dünn sein und Magie und Zauber an der Tagesordnung stehen.
PS:
Für Manche beginnt die Zeit der Rauhnächte aber auch schon zur Wintersonnenwende am 21.12.
Räucherbrauchtum zu den Rauhnächten
Zu den Rauhnächten wird geräuchert. Das Räuchern wirkt reinigend und beschützend. Es schützt vor den Geistern und Dämonen, die in den Rauhnächten unterwegs sind und es reinigt von den Altlasten des vergangenen Jahres.
Wie und mit was geräuchert wird ist von Region und Familie unterschiedlich. So machen wir es, so habe ich es von meinem Opa gelernt:
Für uns beginnen die Rauhnächte zu Weihnachten am 24. Dezember und wir räuchern insgesamt drei Mal.
Das erste Mal: in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember (Weihnachten).
Das zweite Mal: in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Jänner (Silvester).
Das dritte Mal: in der Nacht vom 5. auf den 6. Jänner (Dreikönigstag).
Also immer am Abend vor dem Feiertag.
Wir nehmen Glut aus dem Ofen oder eine Räucherkohle, geben sie in ein Räucherpfännchen und streuen Weihrauch, Myrrhe und Speik darüber.
Dann gehen wir mit Räucherpfännchen und Weihwasser durchs ganze Haus und räuchern und weihen alles. (Wenn man einen Stall hat, dann räuchert man auch den aus.)
Manche geben auch Kräuter aus dem Kräuterbuschen dazu, den sie im August zur Kräuterweihe haben weihen lassen.
Heimische Alternativen zum Räuchern sind Fichten- und Tannenharz sowie deren Nadeln, Beifuß und Wacholder.
PS:
Laut meinem Opa darf man an diesen drei Weihnächten nicht vor Mitternacht schlafen gehen, sonst säht der Teufel Unkraut. Ob das tatsächlich stimmt, kann ich natürlich nicht sagen. ;)
12 Nächte - 12 Monate - 12 Themen
Die 12 Rauhnächte stehen für die 12 Monate im Jahr und jede Nacht korrespondiert symbolisch mit einem Monat und einem bestimmten Thema, das uns dabei unterstützt das Alte zu verarbeiten und loszulassen. Die Zeit der Rauhnächte ist eine Zeit der Stille, der Ruhe und der Reflexion.
1. Rauhnacht 24. - 25. Dezember:
Monat Jänner. Thema: eine Basis schaffen, die Wurzeln stärken.
Wo komme ich her? Auf was baue ich mein Fundament? Was behalte ich? Was lasse ich los?
2. Rauhnacht 25 - 26. Dezember:
Monat Februar. Thema: Höheres Selbst, innere Stimme, Selbstbestimmtheit, Meditation.
Höre ich auf meine innere Stimme, meine Intuition? Was sagt sie mir? Wo geht mein Weg hin?
3. Rauhnacht 26. - 27. Dezember:
Monat März. Thema: Herzöffnung, Wunder, Optimismus.
Bin ich offen für Wunder? Was wünsche ich mir? Was bringt mir Freude?
4. Rauhnacht 27. - 28. Dezember:
Monat April. Thema: Auflösung, Neubeginn.
Was möchte ich loslassen? Welche Angewohnheiten möchte ich ablegen? Welche Version von mir selbst möchte ich von nun an sein?
5. Rauhnacht 28. - 29. Dezember:
Monat Mai. Thema: Freundschaft, Liebe (zu sich selbst)
Welche Freundschaften bringen mir Kraft und Freude? Wie behandle ich mich selbst?
6. Rauhnacht 29. - 30. Dezember:
Monat Juni. Thema: (Be-) Reinigung und Loslassen.
Was muss aus meinem Leben entrümpelt werden (tatsächlich und symbolisch)? Was lasse ich hinter mir?
7. Rauhnacht 30. - 31. Dezember::
Monat Juli. Thema: Vorbereitung auf das neue Jahr.
Was wünsche ich mir fürs neue Jahr? Wie kann ich es erreichen?
8. Rauhnacht 31.. Dezember - 1. Jänner::
Monat August. Thema: Silvester, Neubeginn, Lebensfreude.
Wie starte ich am besten ins neue Jahr? Wer bin ich im neuen Jahr? Wen möchte ich im neuen Jahr an meiner Seite haben?
9. Rauhnacht 1. - 2. Jänner::
Monat: September. Thema: Gold, Klarheit, Segen, innerer Frieden, Ausgeglichenheit.
Für was bin ich Dankbar? Was habe ich bereits errecht? Für was bin ich stolz auf mich? Welche Erfolge möchte ich im neuen Jahr ernten?
10. Rauhnacht 2. - 3. Jänner:
Monat Oktober. Thema: Visionen, Verbindung zum Göttlichen.
Höhre ich auf meine innere Stimme? Vertraue ich mir selbst? Wie kann ich mehr in Ruhe, Vertrauen und Ausgeglichenheit kommen? Wie komme ich ins Hier und Jetzt?
11. Rauhnacht 3. - 4. Jänner:
Monat November. Thema: Loslassen, Abschied, Transformation.
Was muss ich endgültig hinter mir lassen? Was ist mein Lebensziel? Welcher Abschied ist notwendig, um meine Ziele und Bestimmung zu erreichen?
12. Rauhnacht 4. - 5. Jänner:
Monat: Dezember. Thema: Wunder, Aufbruch, Entfaltung.
Gibt es noch etwas, das ich in den vergangenen 12 Nächten noch nicht aufgelöst habe? Lebe ich authentisch? Verwirkliche ich meine Potentiale?
Dreikönigsnacht: 5. - 6. Jänner: Abschluss der Rauhnächte
Abschließende Reinigung. Das Alte endgültig hinter sich lassen und das neue mit Freude und Leichtigkeit willkommen heißen.
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